Leben & Arbeiten in Bulgarien
Zu Gast: Rechtsanwalt Konstantin Ruskov
In dem heutigen Podcast (Episode #EP02) sprechen wir mit unserem Gast, Herrn Konstantin Ruskov, einem erfolgreichen Rechtsanwalt mit umfassender Lebens- und Berufserfahrung als in Deutschland und Bulgarien unter anderem über die steuerlichen Rahmenbedingungen in dort. Bulgarien ist 2007 der EU beigetreten und wird immer mehr ein attraktives Zielland für viele Unternehmer.
Digitale Nomaden und Mandanten aus aller Welt
Herr Ruskov ist gebürtiger Bulgare, hat sein Jurastudium in Leipzig sehr erfolgreich absolviert und schon während seines Studiums dort in einer großen Kanzlei wertvolle Erfahrungen im Insolvenz- und Wirtschaftsrecht sammeln können. Seit 2009 ist er wieder in Bulgarien und leitet dort seine wachsende Anwaltskanzlei mit aktuell 20 Mitarbeitern. Viele digitale Nomaden, z.B. aus Deutschland und Österreich, und mittlerweile auch aus Russland, China und den USA holen sich bei ihm Rat.
Bulgarien als potentieller Unternehmensstandort
Für kleinere Unternehmer eignet sich Bulgarien recht gut, denn aufgrund der niedrigen Investitionskosten, wie z.B. relativ niedrige Gehälter und Mieten, und dem relativ einfach gestrickten Flat Tax System von 10% ist Bulgarien vor allem für Investoren aus der IT Branche ein attraktives Ziel, was an der kürzlich hohen Anfrage von Krypto- und Aktienhändlern zu sehen ist. Lediglich größere Investoren machen noch einen Bogen um Bulgarien, denn die schleppenden Verwaltungsverfahren und der nicht einfache Aufbau einer Fabrik oder Halle lassen das vorhandene Interesse leider schnell wieder schwinden. Die Bürger Bulgariens aber wollen Veränderung und gehen auf die Straße, was den diesjährigen Wahlergebnissen zu entnehmen ist, denn die Regierung der vergangenen zehn Jahre hat schlechter abgeschnitten als bisher. Wahrscheinlich wird noch etwas Zeit vergehen, bis sich die Lage ändert, aber Veränderung geschieht nicht über Nacht.
Korruption nicht überall
Bei Bulgarien denken viele auch immer wieder an Korruption, das leidige Thema, aber obwohl es sie dort vor allem bei größeren Investitionen immer noch gibt, kann man, wie man vielleicht denkt, durch einen entsprechenden Schein unter seinem Antrag bei der Anmeldung außer einem Strafverfahren wegen Bestechung wenig erreichen.
Maximal 10% Flat Tax Einkommensteuer
Noch ein Wort zu dem Flat Tax System, denn zu den nur 10% Einkommensteuern kommen für Selbständige auch noch die attraktiven pauschalen 25% Ausgaben, die angerechnet werden, ob sie anfallen oder nicht. Somit beläuft sich der gesamte Steuersatz auf lediglich 7,5%, was schon ein wesentlicher Unterschied zu anderen Ländern ist.
Bulgarisches Bankwesen
Selbstverständlich sind die Banken auch ein Thema, denn ein Konto wird benötigt, und die Eröffnung ist auch in Bulgarien, wie fast überall, nicht so ganz einfach. Ein bulgarisches Konto ist zudem erforderlich, denn Sozialabgaben, Versicherungen, Steuer, etc. können nur durch ein bulgarisches Konto bezahlt werden. Zahlungen von einem ausländischen Konto werden nicht anerkannt.
Lebenshaltungskosten Bulgarien
Neben der Anmeldung und einem Bankkonto darf man seine Unterkunft nicht vergessen, und eine solche ist mit ca. 500 € für etwa 90 m2, recht gut möbliert in Sofia, nahe am Stadtzentrum, nun wirklich nicht überteuert. Wer sucht, der wird auch finden, denn es gibt viele Anbieter im Netz.
Ein Leben in Bulgarien
Herr Ruskov sagt es so schön, wenn man in Bulgarien nicht alleine sein möchte, dann muss man es auch nicht. Wer als Deutscher Kontakt zu anderen Deutschen wünscht, wird über ausreichend Netzwerke fündig und kann sich regelmäßig treffen und austauschen. Wer darüber hinaus bulgarisch lernt, wird auch unter den Einheimischen Kontakte finden. Selbstverständlich gibt es dort auch deutsche Schulen und eine gute Anzahl an täglichen Flugverbindungen in die Heimat, es ist für alles gesorgt.
Kontaktdaten und Links:
Konstantin Ruskov
Homepage: www.ruskov-law.eu
Email: office@ruskov-law.eu
Telefon: Leipzig: +49 341 392 83 40
München: +49 89 21 55 07 31
Sofia/Bulgarien. +359 2 868 45 99
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Timestamps
00:00 - Intro
00:18 - Begrüßung und Einleitung
00:48 - Vorstellung Rechtsanwalt Konstantin Ruskov
02:35 - Bulgarien ist keine Bananenrepublik mehr
03:13 - Die Kanzlei und der Wirkungskreis von Herrn Ruskov
03:53 - Bulgarien als neuer potentieller Lebens- und Unternehmensmittelpunkt
08:11 - Flat Tax System in Bulgarien und die Anrechnung der Ausgaben
12:05 - Als digitaler Nomade nach Bulgarien – Anmeldung, Wohnung, Konto
15:56 - Korruption in Bulgarien
17:43 - Digitalisierung in Bulgarien
18:19 - Besteuerung in der Crypto und Trading Branche
22:04 - Aufbau einer Gesellschaft aus dem Ausland mit inländischem Geschäftsführer
24:17 - Unterkunft finden in Bulgarien
25:57 - Sofia als Ort für Unternehmer
27:17 - Leben und Lifestyle in Bulgarien
29:00 - Umzug mit der Familie – Kinderbetreuung und Schulen
30:13 - Flugverbindungen von und nach Sofia
31:33 - Bulgarischer Wein
31:47 - Make a Long Story Short – Kurze Fragen, Kurze Antworten
33:34 - Kontaktdaten Konstantin Ruskov und Verabschiedung
34:06 - Digitale Nomaden und Steuerpflicht
44:33 - Verabschiedung und Abspann
Mitschrift zur Folge 2 von Perspektive Ausland
Perspektive Ausland – Der Podcast aus London für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht. Ermöglicht durch freundliche Unterstützung der Steuerkanzlei St Matthew aus London.
00:18 - Begrüßung und Einleitung
Herzlich Willkommen bei Perspektive Ausland, der Podcast für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht. Mein Name ist Sauerborn, außerdem mit dabei Sebastian Sauerborn als Gastgeber und Inhaber der Steuerkanzlei St Matthew in London.
Heute sprechen wir über Bulgarien, das Leben dort und natürlich auch über die steuerlichen Rahmenbedingungen. Dazu haben wir den Anwalt Konstantin Ruskov zu Gast. Er stellt sich zunächst vor, erzählt uns seinen Werdegang und was ihn an Bulgarien gereizt hat.
00:48 - Vorstellung Rechtsanwalt Konstantin Ruskov
Kontantin Ruskov: Hallo an alle Zuschauer, was mich an Bulgarien so gereizt hat, ja natürlich, ich bin in Bulgarien geboren und aufgewachsen, ich bin Bulgare.
Sebastian: Ist ein guter Grund, ja.
Magnus: Der geht auf jeden Fall für alle.
Konstantin Ruskov: Allerdings dann bin ich mit 19 Jahren nach Leipzig gegangen, um dort Jura zu studieren, hat sich im Nachhinein als eine sehr gute Entscheidung herausgestellt. Der Anfang war natürlich nicht sehr einfach, speziell in Deutschland Recht zu studieren, und noch dazu in Sachsen, gar nicht so leicht.
Sebastian: Man versteht ja auch niemanden, das ist das Problem (lacht).
Konstantin Ruskov: Ich war ein fleißiger Student, ich war fleißig genug, um beide Staatsexamina zu bestehen ohne nachholen zu müssen, was dazu geführt hat, dass ich 2016 mit dem zweiten Staatsexamen fertig war, und ich hatte schon fünf Jahre lang davor bei einer großen Kanzlei in Leipzig, die sich mit Insolvenzrecht beschäftigt hat einige Erfahrung im Wirtschaftsrecht gesammelt und dann im Jahr 2007 so in einer Art leicht geistiger Umnachtung, am Anfang war es nicht nur einfach, habe ich mich entschlossen, mich selbständig zu machen. Zwei Jahre lang war ich alleine im Einzelhandel in Leipzig, das war keine so schöne Zeit in meinem Leben. Dann habe ich gesehen, dass fast jeder, der mich aufsucht, hat irgendwie bald damit verbunden, dass ich Bulgare bin und natürlich, dass ich irgendwas in Bulgarien mach. Es war damals noch so, es ist manchmal immer noch so, viele in Deutschland, wenn sie Bulgarien hören, denken sie, Bulgarien ist ein Dritte Welt Staat, eine Bananenrepublik.
02:35 - Bulgarien ist keine Bananenrepublik mehr
Magnus: Genau, da muss man vielleicht mal einhaken, Bulgarien ist 2007 der EU beigetreten,
Kontantin Ruskov: Bulgarien ist 2007 der EU beigetreten. Meine persönliche Meinung ist, Bulgarien hat in sehr, sehr vieler Hinsicht nachzuholen, aber eine Bananenrepublik ist es nicht mehr. Das heißt, die EU Gesetzgebung greift, das Europäische Steuerrecht greift, Personenverkehr, Finanzverkehr, Dienstleistungsfreiheit, all das ist unproblematisch.
Magnus: Aber das heißt, jetzt im Moment sitzen Sie in Bulgarien, während wir sprechen.
03:13 - Die Kanzlei und der Wirkungskreis von Herrn Ruskov
Konstantin Ruskov: Ich bin in Sofia, ja. Ich bin 2009 insgesamt nach Bulgarien zurückgekehrt, alleine, und von da an ging es bergauf. Ich habe zur Zeit 20 Mitarbeiter - Anwälte, Juristen, Steuerberater, Buchhalter. Die Kanzlei ist zu einem Großteil auf das Wirtschaftsrecht ausgerichtet, über die Hälfte der Leute sind von der Steuerabteilung, fast alle unsere Mandanten sind Ausländer, also in Bulgarien Ausländer, sehr viele kommen aus Deutschland, Österreich, aber wir haben inzwischen Mandanten aus Russland, China, USA, …
03:53 - Bulgarien als neuer potentieller Lebens- und Unternehmensmittelpunkt
Magnus: Auch Sebastian wird von Mandanten immer wieder auf Bulgarien als neuer, potentieller Lebens- und Unternehmensmittelpunkt angesprochen.
Sebastian: Interessanterweise hatte ich jetzt die letzte Woche ein Telefonat mit einem Mandanten aus Deutschland, der nach Bulgarien umgezogen ist, schon vor fünf Jahren, und ja, der hat sehr gute Erfahrungen da gemacht, dem gefällt es da sehr gut, er hat den Umzug nicht bereut, er hat auch keinen Bulgarischen Hintergrund oder so, doch, ich glaub‘ seine Frau ist von Bulgarien, aber ja, ich meine, wir werden sicher darauf zu sprechen kommen. Herr Ruskov, in Bulgarien gibt es ja interessante, was Körperschaften betrifft, interessante steuerliche Modelle, und einen relativ geringen Körperschaftsteuersatz und es zieht natürlich viele Leute an, und insofern ist natürlich Bulgarien sicherlich auf dem Radar generell bei Unternehmern, die international tätig sind.
Magnus: Herr Rustov, können Sie den typischen Mandanten mal skizzieren, den Sie haben, der Sie anspricht, der sagt, ich möchte entweder eine Gesellschaftsform in Bulgarien gründen oder auch selbst meinen Lebensmittelpunkt nach Bulgarien verwandeln?
Konstantin Ruskov: Kann ich, natürlich, aber vorab möchte ich auch ein bisschen ausholen. Bulgarien ist in jeder Hinsicht noch nicht ganz in die EU gelangt, wir haben bedauerlicherweise großen Nachholbedarf in Rechtstaatlichkeit, die Gerichte funktionieren nicht immer so gut, meiner Meinung nach besser als ihr Ruf ist, dafür ist die Verwaltung nicht so toll. Die Strafverfolgungsbehörden sind nicht so toll, was dazu führt, dass vor allem größere Mandanten, also größere Investoren, die in letzter Zeit in Bulgarien wirklich was großes und auf Dauer aufbauen möchten, relativ rar sind in den letzten Jahren, denn für sie gestaltet sich eine Investition in Bulgarien als langfristig schwierig, und ich kann es auch teilweise nachvollziehen.
Magnus: Aber das heißt, sie kommen am Anfang vielleicht noch mit einem gewissen Interesse hin und werden dann schnell desillusioniert, oder woran liegt es?
Konstantin Ruskov: Vor allem. Die Verwaltungsverfahren ziehen sich manchmal sehr, sehr, sehr lange. Vor allem in der Provinz hat man oft schlechte Erfahrung, sammeln die mit schlechtem Management in der Verwaltung, wen sie z. B. eine Fabrik oder eine Halle oder ein Werk aufbauen möchten. Manche haben Probleme einfach mit korrupten Umgangsformen und deshalb ist für sie speziell, äh, sie lassen es sein, sie machen einfach einen weiten Weg um Bulgarien, immer noch, was mir natürlich nicht gefällt. Dafür gehen ja auch hier die Leute auf die Straße, dafür haben wir auch letzte Woche eine Parlamentswahl, wo die derzeitige Regierung, die die letzten zehn Jahre regiert hat, nicht so toll abgeschnitten hat, was mich natürlich nicht so sehr freut, aber bis sich die Lage bessert, und ob, wird meiner Meinung nach noch einige Zeit vergehen. Aber dafür für kleinere Unternehmer eignet sich Bulgarien eigentlich ziemlich gut. In letzter Zeit, erstaunlicher Weise, haben wir viele Anfragen von Cryptohändlern und Aktienhändlern, die dann nach Bulgarien umziehen möchten, weil bei Aktien, wenn jemand auf der Börse mit Aktien handelt, der wird in Bulgarien mit 10% Einkommensteuer besteuert, und das ist alles. Also, wie gesagt, das Bulgarische Steuerrecht ist eigentlich ziemlich einfach gestrickt, man bezahlt einfach 10% Einkommensteuer, man bezahlt 10% Körperschaftsteuer bei Gesellschaften und es ist eine Flat Tax, das heißt, man bezahlt nur 10%, und mehr ist da nicht drin. Natürlich, vor allem für solche Investoren, also z.B. aus der IT Branche, die sich in Bulgarien niederlassen, die mieten sich also hier ein, die Gehälter der IT Ingenieure sind in Bulgarien im Vergleich zu Deutschland immer noch um etwa 25% niedriger und wenn man die Lohnnebenkosten dazurechnet, die in Bulgarien auch geringer sind, sind die Investitionskosten dann doch etwas wenig geringer, also nicht besser aber ziemlich gering im Vergleich zu Deutschland.
08:11 - Flat Tax System in Bulgarien und die Anrechnung der Ausgaben
Magnus: Es wird oft erwähnt, dass in einem Flat Tax System in Bulgarien die Ausgaben quasi nicht angerechnet werden. Herr Ruskov erklärt uns, was es damit auf sich hat.
Konstantin Ruskov: Das stimmt, und das stimmt nicht. Das hängt davon ab, welche Rechtsform man wählt. Also wenn man eine Gesellschaft gründet, also eine GmbH zum Beispiel, dann wird der Gewinn besteuert. Der Gewinn sind Einnahmen minus Ausgaben. Die Ausgaben werden reingerechnet. Und auf den Gewinn bezahlt man 10% Körperschaftsteuer. Einzig im Vergleich zu Deutschland ist, dass manche Ausgaben, die man aus Deutschland kennt, wie zum Beispiel Werbekosten, Geschäftshaltung, sie dürfen in Bulgarien nicht berechnet werden, aber das sind in der Regel alles kleinere Beträge, ansonsten natürlich Miete, Gehälter, Strom, all das was mit der Gesellschaft zu tun hat, das wird natürlich mit einberechnet. Aber man hat auch die Möglichkeit, sich als einen Selbständigen anzumelden, das heißt also als Freiberufler. Das nutzen viele Leute aus der IT Branche, IT Ingenieure, und wenn diese sich als Selbständige anmelden, dann haben sie auch eine Einkommensteuer von 10%. Allerdings ist hier das Steuerrecht sehr vereinfacht und bei ihnen werden die Geschäftsausgaben nicht anerkannt, das bedeutet, sie bezahlen 10% Einkommensteuer auf ihre Nettoeinnahmen, das bedeutet, wenn sie 100.000 € Einnahmen haben im Jahr, werden diese Hunderttausend grundsätzlich mit 10% besteuert. Allerdings sagt das Steuerrecht, als Ausgleich werden bei der Steuerberechnung 25% der Einnahmen automatisch als Ausgaben anerkannt, egal ob diese anfallen oder nicht anfallen. Und speziell bei Freiberuflern sind die Ausgaben doch eher gering, also weniger als die 25%, eine einfache Rechnung: wenn jemand 100.000 € Einnahmen hat im Jahr, dann werden ihm 25% pauschal als Ausgaben anerkannt und die restlichen 75.000 € werden dann mit 10% besteuert. Und der gesamte Steuersatz würde dann 7.500 € im Jahr betragen.
Magnus: Das ist dann schon ein wesentlicher Unterschied jetzt beispielsweise zu Großbritannien, oder Sebastian, was Du von London, etc. her kennst, da erlebst Du ja andere Sachen oder eine andere Zielsetzung. Kannst Du dazu was sagen?
Sebastian: Absolut, also ich meine, klar, in den ganzen traditionellen, sag ich jetzt mal, Ländern wie jetzt UK oder auch Irland und so weiter ist natürlich beim Freiberuflerstatus oder beim Selbständigen Status werden ganz normal die Kosten, die Geschäftsausgaben in Anrechnung gebracht und dann werden daraufhin natürlich Steuern bezahlt. Die Steuersätze sind natürlich deutlich höher als die 10%, ja, was Herr Ruskov jetzt gesagt hat, laufen ja dann im Endeffekt die Steuersätze eher darauf hinaus, dass es letztlich 10% auf 75% sind. Also im Grunde genommen sind 7,5%, wenn man den Umsatz berechnet, um es einfach zu machen,
Magnus: Aber das betrifft, wie ich den Herrn Ruskov verstanden habe, im Grunde genommen ja Personen, Herr Ruskov, die dann in Bulgarien leben und dort vor Ort arbeiten und die Tätigkeit dort erbracht wird, korrekt?
Konstantin Ruskov: Äh, jein, also grundsätzlich müssen sie in Bulgarien gemeldet sein, allerdings, wir haben auch hier einige, also nicht wenige Mandanten, die sind digitale Nomaden. Sie lassen sich in Bulgarien nieder, ansonsten schwärmen sie durch die Welt rum, also wir haben Mandanten, die sind of in Thailand, oft auf Bali, oft in Spanien. Wichtig für sie ist nur, dass sie sich nirgendwo mehr als sechs Monate im Jahr niederlassen um dann nicht automatisch dort steuerpflichtig zu werden.
12:05 - Als digitaler Nomade nach Bulgarien – Anmeldung, Wohnung, Konto
Magnus: Um einen konkreten Zugang zu diesem Thema zu bekommen, erläutert uns Herr Ruskov die einzelnen Schritte, die ein digitaler Nomade durchlaufen muss, wenn er nach Bulgarien ziehen möchte und oder dort eine Gesellschaft gründen will.
Konstantin Ruskov: Naja, das erste, was wir unsern Mandanten fragen ist natürlich, welche Rechtsform wollen Sie denn haben. Erstens, wenn er natürlich alleine arbeitet, am Computer, keine Ausgaben hat oder nur sehr geringe Ausgaben hat und auch sein Haftungsrisiko gering ist, rate ich ihm nur, sich als Selbständigen anzumelden. Selbständigen Anmeldung ist etwas schwieriger, weil wie gesagt, die Verwaltung ist ein bisschen schleppend in Bulgarien, er muss sich erstmal eine Wohnung suchen, wo er diese anmietet.
Magnus: Also, wenn ich nicht in Bulgarien wohne, kann ich nicht in Bulgarien selbständig werden, also nur eine Kapitalgesellschaft.
Konstantin Ruskov: Naja, sie müssen nicht unbedingt die ganze Zeit in Bulgarien wohnen, aber Sie brauchen schon eine Wohnung.
Magnus: Aber das betrifft jetzt nur die Rechtsform des Selbständigen, was in Deutschland sozusagen der Einzelunternehmer wäre.
Konstantin Ruskov: Richtig. Und dann muss der Einzelunternehmer zum Migrationsbüro gehen, zur Migrationsbehörde, also zum Ausländeramt, wo er sich dann anmeldet.
Magnus: Also für EU Bürger kein Problem.
Konstantin Ruskov: Für EU Bürger grundsätzlich kein Problem, aber erstens, man muss einmal hingehen, z.B. in Sofia, um den Antrag zu stellen. Derzeit, vor allem wegen Corona, in Coronazeiten muss man mit bis zu drei Stunden Wartezeit rechnen, bis man an die Reihe kommt. Dann stellt man den Antrag, über diesen Antrag wird dann entschieden. Dann, die Person muss zwei, drei Tage später noch einmal hingehen, um den Bescheid dort abzuholen dann muss er sich dort ein Foto machen lassen, und danach, eine Woche später muss die Person noch einmal hingehen, zur Migrationsbehörde, um seinen Bulgarischen Personalausweis zu holen. Dieser Personalausweis ist wichtig, denn damit können sie sich dann im Register der Selbständigen anmelden, was eigentlich sehr einfach ist, und zweitens, er kann dann als Steuerinländer dann ein Konto eröffnen, bei einer Bank, was dann natürlich wesentlich einfacher ist, weil, weil als Steuerinländer muss man dann nicht alle Bankprüfungen machen. Bis vor zwei Jahren war es für jeden sehr einfach ein Konto zu eröffnen, dann hat Bulgarien die Maßnahmen zur Bereinigung von Geldwäsche eingeführt, und die sind sehr restriktiv geworden, das heißt jeder, der in Bulgarien wohnt hat Schwierigkeiten, ein Bankkonto zu eröffnen, egal ob er Selbständiger ist oder eine Kapitalgesellschaft eröffnen möchte.
Magnus: Okay, Sebastian, wie sind bei Dir die Erfahrungen, was Kontoeröffnungen anbelangt? Du hast ja auch mit vielen Menschen zu tun, die Unternehmen gründen, und da ist ein Bankkonto ja immer einer der ersten Punkte, die wichtig sind. Was erlebst Du da im Arbeitsalltag?
Sebastian: Ja, absolut, was Herr Ruskov sagt, das ist natürlich heutzutage überall ein Problem und es ist gut zu wissen, dass es auch in Bulgarien ein Problem ist. Kontoeröffnung ist generell schwierig und wird immer schwieriger in gewisser Weise und wie gesagt ohne Wohnsitz in dem Land ist es praktisch unmöglich. Man muss natürlich sagen, Herr Ruskov, man kann natürlich solche Onlinebanken verwenden wie Revolut oder TransferWise oder so, aber wer eine traditionelle Bank will, der hat, glaube ich, überall zu kämpfen. Bulgarien, Großbritannien, Irland, Malta, ist es sehr schwierig und wird immer schwieriger.
Konstantin Ruskov: Wir raten unseren Mandanten auch durchgehend TransferWise und so zu nutzen, aber zum Beispiel, es gibt hier die Besonderheit in Bulgarien, die Sozialabgaben und Versicherung, Steuerbeiträge, können nur durch ein bulgarisches Konto bezahlt werden, weil es gibt da gewisse Zahlungssysteme, und wenn jemand von einem ausländischen Konto überweist, dann wird die Zahlung nicht anerkannt. Früher oder später kommt niemand drumhin, muss er ein Konto in Bulgarien eröffnen.
15:56 - Korruption in Bulgarien
Magnus: Jetzt möchte ich noch ein wenig den Finger in die Wunde legen, Herr Ruskov, jetzt haben sie ja schon angesprochen, dass Bulgarien immer wieder einen zweifelhaften Ruf hat und dort auch die Rechtschafflichkeit in Frage gestellt wird, und Sie haben grob ja schon aufgezeigt, wie der Prozess dauert, wenn ich mich niederlassen möchte und eine Gesellschaft dort gründen möchte. Ist Korruption da nach wie vor ein Thema, also sowohl im negativen Sinne der Bewertung aber als auch im positiven Sinne dass ich sage, okay, wenn ein Geldschein unter dem entsprechenden Formular ist, geht es schneller, oder wie muss ich mir das vorstellen?
Konstantin Ruskov: Nein, definitiv nicht. Also wenn wir von Korruption reden, dann sehr oft inzwischen in Bulgarien nur auf dem höheren Bereich, bei höheren Investitionen, bei gewissen Voraussetzungen. Meine persönliche Erfahrung ist in der kleinen Verwaltung, wo jeder jeden Tag seine Erfahrungen sammelt, findet man eigentlich keine Korruption mehr. Das bedeutet, wenn man schlechte Erfahrungen mit der Verwaltung sammelt, dann nur, weil die Mitarbeiter entweder keinen Bock haben und schlecht geschult sind. Meine persönliche Erfahrung mit den Migrationsbehörden in Sofia, die arbeiten eigentlich ziemlich gut, die Mitarbeiter dort sind gut geschult, allerdings, wenn man dort hingeht, das Gebäude ist klein, die Ausstattung ist schlecht, das sind aber organisatorische Fehler, nicht Fehler der Personen, die dort arbeiten und auch mit einem Schein kann man die Sachen nicht verbessern oder schneller machen. Das einzige, was man sich einhandelt würde, wird ein Strafverfahren wegen Bestechung sein.
Magnus: Okay, das will man ja tunlichst vermeiden.
Konstantin Ruskov: Also so schlimm ist es nicht. Wie gesagt, der Ruf Bulgariens ist inzwischen manchmal schlechter als er ist.
17:43 - Digitalisierung in Bulgarien
Magnus: Mit diesem Vorurteil kann also aufgeräumt werden. Was den einen oder anderen auch noch überraschen könnte, ist die fortgeschrittene Digitalisierung in Bulgarien.
Konstantin Ruskov: Ich muss ehrlich gesagt sagen, in manchen Bereichen ist Bulgarien weiter als Deutschland. In jeder Hinsicht lässt sich mit den Behörden inzwischen online kommunizieren, wo man in Deutschland noch Post benutzt. Und auch, was erstaunlich ist, z.B. das Internet hier in Sofia und im gesamten Bulgarien ist immer noch viel, viel besser als in Deutschland. Erstaunlich, aber so ist es.
18:19 - Besteuerung in der Crypto und Trading Branche
Magnus: Dann lenkt Sebastian das Gespräch in Richtung der Crypto und Trading Branchen, die steuerlich gar nicht so einfach aufgestellt sind.
Sebastian: Zum Beispiel, wir haben viele Mandanten die im Grunde Trader sind, die mit dem eigenen Vermögen traden, jetzt nicht natürlich für Dritte eine Vermögensverwaltung machen, sondern Aktien haben, ETS haben, Währungen haben oder eben natürlich heutzutage auch Crypto haben und es ist ja jetzt, Sie haben es vielleicht mitbekommen jetzt in Deutschland vor allen Dingen hat sich der Derivate Bereich für die steuerliche Situation doch deutlich verschlechtert, weil jetzt Verluste nur noch bis zu € 10.000 angerechnet werden können, die sind ja oftmals, also die Buchverluste sind ja im Derivaten Bereich enorm, das ist ja man zahlt im Grunde Steuern auf Gewinne, die man nicht erwirtschaftet hat und deswegen sind jetzt natürlich viele, die keine Gesellschaft gründen wollen auf der Suche nach alternativen Wohnsitzen. Können Sie vielleicht mal über Ihre Personen sprechen, die im allgemeinen traden, vielleicht Crypto machen, wie die jetzt steuerlich gestellt sind in Bulgarien.
Konstantin Ruskov: Genau das gleiche, 10% Einkommensteuer, wobei die 10% auf den Gewinn, der erwirtschaftet wird, und Verluste werden voll anerkannt. Das bedeutet, wenn jemand im Jahr 50.000 € Verlust mit Aktienhandel gemacht hat und 100.000 € Gewinn, dann wird sein Gesamtgewinn von 50.000 € mit 10% besteuert. und der ist dann, wie gesagt, 10%. Die Person kann auch eine Kapitalgesellschaft gründen, diese Kapitalgesellschaft mit Kapital ausstatten, und dann über diese traden, und da werden die Gewinne, die Verluste sogar bis zu fünf Jahren rückwirkend anerkannt, vielleicht wenn die Person im letzten Jahr 100.000 € Verlust gemacht hat und in diesem Jahr 200.000 € Gewinn, dann kann er den Verlust vom letzten Jahr anerkennen lassen und die restlichen 100.000 € mit 10% Körperschaftsteuer in Bulgarien besteuern. Was danach als zusätzliche Steuer hinzukommt, diese 100.000 € verbleiben dann nach Steuern und werden dann 90.000 € und bleiben dann als Gewinn der Gesellschaft und wenn er an dieses Geld rankommen möchte, muss er sich eine Rente ausschütten lassen, die Quellensteuer beträgt in Bulgarien 5%, das bedeutet, die 90.000 € werden mit 4-5%, also mit 4.500 € besteuert, der Gesamtsteuersatz liegt dann bei 14,5%
Magnus: Und die Quellensteuer muss jeder bezahlen oder ist das durch ein Doppelbesteuerungsabkommen möglicherweise zu umgehen?
Konstantin Ruskov: Das hängt davon ab, wo die Person seinen Wohnsitz hat. Also wenn die Person in Bulgarien seinen Wohnsitz hat, dann wird hier in Bulgarien mit 5% besteuert. Wenn die Person in Deutschland seinen Wohnsitz hat, dann fällt die deutsche Kapitalertragsteuer an, die beträgt 25%. Wenn die Person in einem Land sitzt, wo es keine Kapitalertragsteuer gibt, also Null ist, na ja, dann muss man sich das Doppelbesteuerungsabkommen ansehen, aber in den meisten Fällen sind die 5% in Bulgarien schon pflichtig.
Magnus: Okay, hab verstanden. ….
Sebastian: Jetzt sicherlich, in Bulgarien, wird ja auch die Tochter Richtlinie gelten, d.h. bei ausländischer Holdinggesellschaft, zumindest in der EU wird es wahrscheinlich keine Quellensteuer geben, ja?
Konstantin Ruskov: Wirklich?
Sebastian: Bezieht sich das jetzt nur auf, oder gibt es da auch außerhalb der EU eine Tochterrichtlinie, gewisse Möglichkeiten, d.h. wenn die Muttergesellschaft in einem Nicht-EU-Land ist, gilt dann auch Quellensteuerfreiheit bei juristischen Personen oder wird die Quellensteuer dann fällig werden?
Konstantin Ruskov: Also in aller Regel wird die Quellensteuer fällig werden, allerdings man muss sich da in jedem Land das Quellensteuerbesteuerungsabkommen ansehen, ich kann Ihnen da keine pauschale Antwort geben.
Sebastian: Okay, also z.B. in Großbritannien ist das so, dass die gar keine Quellensteuer haben, d.h. auch wenn jetzt z.B. die Muttergesellschaft eine Offshore Gesellschaft ist oder sonst was, da ist kein Quellensteuerabzug.
22:04 - Aufbau einer Gesellschaft aus dem Ausland mit inländischem Geschäftsführer
Sebastian: Eine andere Frage war folgendes, jetzt bei der Gesellschaftsgründung ist ja doch wenigstens, also ich sage jetzt mal, wenn der Eigentümer oder der wirtschaftlich Berechtigte nicht in Bulgarien wohnt ist ja doch der Aufbau von Substanz sehr wichtig gegenüber den einheimischen Steuerbereichen, sag ich jetzt mal, also jetzt mal angenommen ich wohne in Großbritannien und ich möchte eine Gesellschaft gründen, muss ich ja meinem Steuerberater zeigen, dass ich die Gesellschaft in Großbritannien nicht leite im Tagesgeschäft, weil ansonsten wird ja eine Betriebsstätte ausgelöst. In Deutschland gilt es in ganz besonderer Weise, also das ist dort besonders streng geregelt. Wie kann man sich das vorstellen, wie schwierig ist es z.B. einen Geschäftsführer auf Teilzeitbasis anzustellen, der nicht nur einfach ein Nominee Director, Treuhand Director ist, sondern tatsächlich irgendwo, also zumindest auch nur auf Teilzeitbasis mitarbeitet. Ist das etwas, was Sie typischerweise mit einrichten können, oder vermitteln können, wie kann ich mir das vorstellen?
Konstantin Ruskov: Also wir vermitteln das nicht, weil meine Erfahrung zeigt mir aus der Vergangenheit, egal was man tut, man macht immer etwas falsch. Ich sage der Person immer die beste Lösung ist, Sie bauen was selber auf, Sie suchen sich jemanden und Sie vertrauen dieser Person. Man kann das natürlich regeln, z.B. wenn man die Gesellschaft gemeinsam vertritt, diese Person in Bulgarien wird mit gewissen Vollmachten ausgestattet und das heißt, es ist mit Kosten verbunden. Deshalb, ich rate allen unseren Mandanten, wenn es geht, ziehen Sie nach Bulgarien. Bulgarien wird keine Probleme machen, aber ihr Heimatland kann Probleme machen. Das bedeutet entweder sie bauen was auf oder sie ziehen selber um. Eine Zwischenmischung ist immer gefährlich.
Magnus: Um das Gehalt für einen solchen Geschäftsführer zu ermitteln sind folgende Kriterien besonders wichtig.
Konstantin Ruskov: Naja, erstens, Sie müssen zuerst einmal sehen, spricht diese Person Englisch oder Deutsch? Spricht sie eine Fremdsprache, steigen die Gehälter auf einmal. Und eine Person, der Sie einigermaßen vertrauen, die den Job macht, die einige Verpflichtungen auszufüllen hat, also, man muss mit mindestens € 1.000,- Netto-Gehalt rechnen, mit Lohnnebenkosten kommt das auf etwa € 1.500,- und natürlich von da ab sind nach oben keine Grenzen gesetzt.
24:17 - Unterkunft finden in Bulgarien
Sebastian: Und jetzt man angenommen, man würde jetzt überlegen, selbst nach Bulgarien umzuziehen, wo muss man so ungefähr für eine Mietswohnung, also eine anständige Wohnung, die so relativ hochwertig ist, sagen wir mal eine 2-3 Zimmer Wohnung, wo liegt das so monatlich?
Konstantin Ruskov: Ach, das ist auch hier sehr unterschiedlich, also wie gesagt in Sofia, nicht weit vom Zentrum, eine einigermaßen möblierte Wohnung mit 90 m2 können Sie schon für € 500,- mieten.
Sebastian: Also, gibt’s sehr günstig, ja
Konstantin Ruskov: Es gibt genügend Anbieter im Netz, natürlich, Sie müssen wissen, manche verlangen auch zu viel, weil sie auf ausländische Mieter spekulieren. Der Mandant, der muss einfach etwas mehr suchen, und wer sucht, der findet auch.
Magnus: Sind Sie da unterstützend auch tätig?
Konstantin Ruskov: Wir nicht, weil, ich muss ganz ehrlich sagen, wir betreuen als Kanzlei inzwischen mehr als 250 Mandanten, nur die Buchhaltung und es werden von Tag zu Tag immer mehr. Gleichzeitig die Anwaltskanzlei betreut auch hunderte Mandanten, ich versuche den Mandanten immer zu sagen, bitte wendet Euch an uns hier nicht für jeden Kleinkram. Ein Mandant wollte letzte Woche von uns, dass wir für ihn einen Impftermin organisieren, wir haben ihm gesagt hier ist die Webseite, die ist auch auf Englisch, und das hat er dann gemacht. Und speziell um solche Sachen muss der Mandant sich selber kümmern, aber es gibt genügend Webseiten, die sind auf Englisch, die Büros hier in Sofia und Umgebung anbieten, der Kunde kann dann auch mit Englisch ganz gut zurechtkommen.
25:57 - Sofia als Ort für Unternehmer
Magnus: Somit scheint Bulgarien für Expats gut geeignet zu sein, auch ohne die Sprache zu beherrschen. Oft zieht es Einwanderer in die Hauptstädte der neuen Heimat. Ist Sofia also auch der Ort, um sich als Unternehmer in Bulgarien zu platzieren?
Konstantin Ruskov: Also, so lange es sich nicht um Produktion handelt, das heißt, ist Sofia die Stadt, wo sich die meisten niederlassen. Allerdings haben wir auch inzwischen Mandanten, auch aus der IT Branche oder auch aus so Branchen wie das Bloggen, weil dort die IT Infrastruktur nicht schlecht ist und die Gehälter teilweise bis zu 30% günstiger sind als in Sofia. Und man findet dort auch deutschsprachige und auch englischsprachige Mitarbeiter.
Magnus: Das heißt, dort qualifiziertes Personal zu finden ist kein Problem.
Konstantin Ruskov: Nein, naja, kein Problem ist noch immer eine Frage des Preises, aber wie gesagt, im IT Bereich finden Sie hier viele Leute.
Magnus: Welche Infrastruktur brauche ich, wenn ich nur die Gesellschaft in Bulgarien gründen möchte, was muss ich dort vor Ort vorhalten?
Konstantin Ruskov: Naja, Sie brauchen eine Adresse. Natürlich müssen Sie sich Gedanken darüber machen, wollen Sie Personal anstellen, möchten Sie Büroräume haben, oder sind Sie alleine, und wenn Sie alleine sind, dann können Sie auch die Gesellschaft unter Ihrer Adresse, also wo Sie wohnen, dort ihren Sitz anmelden, das stellt in Bulgarien kein Problem dar.
27:17 - Leben und Lifestyle in Bulgarien
Magnus: Kommen wir jetzt zum Leben in Bulgarien und dem Lifestyle, der einen erwartet, wenn man seinen Lebensmittelpunkt dorthin verlegt.
Magnus: Ich weiß noch, Sebastian, als wir in Leipzig zusammen waren, Mädler-Passage, Auerbachs Keller zusammen besucht haben, dort Essen waren, das war ja durchaus schön, und jetzt, wenn ich mir als Ur-Deutschen den Kontrast zu Bulgarien vorstelle, auf was muss ich da einstellen? Wie würden Sie denn den Lifestyle dort beschreiben?
Konstantin Ruskov: Also auf den ersten Blick, wenn man von West-Europa kommt, dann kann Sofia einem schon einen Schreck einjagen, die Stadt ist wirklich nicht schön. Viele Gebäude kommen noch aus kommunistischen Zeiten, …
Magnus: Schönheit liegt ja immer im Auge des Betrachters.
Konstantin Ruskov: Richtig, aber inzwischen ist Sofia doch viel näher an Europa rangekommen, der Ausländeranteil ist stark gewachsen, wir haben sehr viele Deutsche, die in Sofia wohnen, viele Freiberufler, viele aus dem IT Bereich. Sofia hat ein sehr gutes Nachtleben, die Küche ist inzwischen sehr, sehr gut.
Magnus: Organisieren sich die Expats untereinander, also dass es dort regelmäßig Treffen und Austausch gibt?
Konstantin Ruskov: Ja, natürlich, es gibt mehrere Gruppen wie z.B. Facebook, Deutscher Stammtisch, Stammtisch in der Kneipe, man versammelt oder man hat sich versammelt, da gibt es noch einige. Jetzt fallen mir die Namen nicht ein, aber es gibt einige Netzwerke, wo man einfach hingehen kann, die sind mit der Zeit wirklich gewachsen.
Magnus: Folgender Satz fasst das Expat Leben in Bulgarien also schön zusammen:
Konstantin Ruskov: Man ist hier nicht alleine, wenn man nicht alleine sein möchte.
Magnus: Von der Englischsprachigkeit her von der Bevölkerung, die verstehen einen, wenn ich Englisch spreche, oder wie muss ich da, auf was muss ich mich da einstellen?
Konstantin Ruskov: Also speziell in Sofia kommen Sie gut zurecht.
29:00 - Umzug mit der Familie – Kinderbetreuung und Schulen
Magnus: Okay, Können Sie mal noch was, wenn ich mit der Familie kommen möchte, dort, was die Kinderbetreuung anbelangt, schulisches Angebot, oder haben Sie den Fall quasi nie?
Konstantin Ruskov: Haben wir, in Sofia gibt es inzwischen mehrere Privatschulen mit deutschen Lehrern. Die Deutsche Botschaft hat eine eigenständige deutsche Schule, speziell für Deutsche, die mit ihren Kindern in Bulgarien leben. Es gibt auch einige Kindergärten und auch einige andere Privatschulen, das heißt ein schulisches Angebot ist hier vorhanden. Wie die Qualität ist, kann ich nicht sagen, ich habe da keine Erfahrung.
Magnus: Wie erlebst Du das, Sebastian, kommen bei Dir meisten Menschen in die Beratung, die mit Familie irgendwo hin möchten oder was ist bei Dir wichtig?
Sebastian: Absolut kommt das vor. Ich hatte jetzt, wie gesagt, erst letzte Woche mit jemandem gesprochen, der in Sofia tatsächlich lebt mit Familie, der hat da Kinder usw., also genau, ich denke, das ist in jedem Staat, in jedem Land muss man sich dazu Gedanken machen, Privatschulen oder staatliche Schulen. Wir hatten ja letztlich über die Schweiz gesprochen, da sind die privaten Schulen jetzt wahrscheinlich eher nicht notwendig, weil die staatlichen Schulen so gut sind. In anderen Ländern, jetzt gerade wenn es um deutsche Betreuung geht, ist natürlich dann möglicherweise eine deutsche Schule auch gefragt.
30:13 - Flugverbindungen von und nach Sofia
Magnus: Herr Ruskov, Flughäfen gibt es in Sofia wahrscheinlich, wohin fliegen die Flieger, wie ist die Verbindung nach Europa?
Konstantin Ruskov: Also Sofia hat einen Flughafen, der Flughafen ist eigentlich ziemlich nah vom Stadtzentrum, bis zum Flughafen kommt man mit der U-Bahn in 20 Minuten. Es fliegen von Sofia keine Interkontinentalflüge, d.h. man musss, wenn man von hier irgendwo weit wegfliegen möchte, dann immer umsteigen, ob Istanbul, Bukarest oder Frankfurt. Allerdings von Sofia nach Europa, jeden Tag, also ich glaube alleine bis nach Deutschland, sind mindestens 15 Verbindungen vorhanden. Was Reiseangebote angeht, ich persönlich mag Sofia, man kann hier für das Wochenende nicht weit einen Tag irgendwo rausfahren, es hat Botanik, schöne Flecken, viel Gebirge, die Angebote sind eigentlich ziemlich gut. Jeder, der was sucht, der wird auch finden. Und für den Sommer, das Schwarze Meer ist in drei Stunden mit der Autobahn zu erreichen. Ich persönlich mag mehr Griechenland, und von Sofia bis nach Griechenland, bis nach Thessaloniki sind es 3 bis 4 Stunden mit dem Auto.
Magnus: Der Strand ist also nicht all zu weit.
Konstantin Ruskov: Gar nichts ist nicht weit. Ich persönlich mag es sehr, das Leben in normalen Zeiten hier.
31:33 - Bulgarischer Wein
Magnus: Und wie ist der Bulgarische Wein? Dort wird doch Wein angebaut, oder?
Konstantin Ruskov: Ich mag lieber Neuseeländisch.
Sebastian: (lacht)
Konstantin Ruskov: Beim Bulgarischen tut mir der Kopf arg weh.
31:47 - Make a Long Story Short – Kurze Fragen, Kurze Antworten
Magnus: Okay, Herr Ruskov, wir sind langsam am Ende angelangt, wir kommen zu meiner Lieblingskategorie „Make a Long Story Short“, wo ich Ihnen kurze Fragen stelle und Sie möglichst kurz darauf antworten.
Magnus: Die erste Frage: Die drei schönsten Dinge an Bulgarien?
Konstantin Ruskov: Die Natur, die niedrigen Steuern und, hm, …
Magnus: Jetzt können ja nur die Frauen kommen,
Sebastian: Ja, der Wein, der Wein ist ja nicht gut, das wissen wir schon.
Konstantin Ruskov: Das Essen hier ist nicht schlecht.
Magnus: Das ist gleich schon meine nächste Frage, perfekte Überleitung, was muss ich in Bulgarien auf jeden Fall einmal gegessen haben?
Konstantin Ruskov: Schopska Salata – Salat.
Magnus: Worauf sind die Bulgaren besonders stolz?
Konstantin Ruskov: Auf ihre Geschichte. Leider. Sie gucken zu stark auf die Vergangenheit anstatt in die Zukunft zu blicken.
Magnus: Interessant. Spricht man in Bulgarien Englisch?
Konstantin Ruskov: Speziell in Sofia, ja. Oft.
Magnus: Diesen Fehler sollte ich, wenn ich nach Bulgarien komme, auf jeden Fall vermeiden.
Konstantin Ruskov: Wenn man landet, nicht in das falsche Taxi einsteigen.
Magnus: Sonst wird es teuer.
Konstantin Ruskov: Viel teurer als es eigentlich notwendig ist: vom Flughafen bis zum Stadtzentrum fünf oder sechs Euro.
Magnus: Sind ausländische Unternehmen in Bulgarien akzeptiert?
Konstantin Ruskov: Oh ja, definitiv, denn die gelten als die besseren Arbeitgeber, die zahlen pünktlich Steuern und die bescheißen ihre Arbeitnehmer nicht.
Magnus: Wie sind die wirtschaftlichen Aussichten in Bulgarien für die Zukunft?
Konstantin Ruskov: Makroökonomisch kann ich nicht sagen, mikroökonomisch, wer gebildet ist, wer Fremdsprachen spricht, der kann in Bulgarien was Anständiges aufbauen.
Magnus: Gibt es in Bulgarien noch Korruption?
Konstantin Ruskov: Gibt es, bedauerlicherweise.
Magnus: Das wär’s von meiner Seite, Herr Ruskov, jetzt können Sie vielleicht noch Ihre Kontaktdaten kurz durchgeben, wenn jemand nach Bulgarien ziehen möchte, sei es persönlich oder mit dem Unternehmen, wie kann man Sie erreichen?
33:34 - Kontaktdaten Konstantin Ruskov und Verabschiedung
Konstantin Ruskov: Wir sind eigentlich im Internet sehr gut präsent, wir haben eine sehr übersichtliche Webseite, man muss nur einfach Ruskov Bulgarien, Rechtsanwalt Bulgarien, Steuerberater Bulgarien, Steuerrecht Bulgarien, einfach googeln, und wir kommen da eigentlich ganz hoch. Man findet uns leicht, speziell im Netz.
Sebastian: Wunderbar, Herr Ruskov, es hat mich sehr gefreut, und wenn wir Mandanten haben in Zukunft, die an Bulgarien interessiert sind, weiß ich, wohin ich sie schicken muss.
Konstantin Ruskov: Es freut mich sehr, ich wünsche Ihnen alles Gute für die Zukunft und bleiben Sie gesund.
34:06 - Digitale Nomaden und Steuerpflicht
Magnus: Nach dem Gespräch habe ich mich noch einmal mit Sebastian zusammengesetzt, um die wichtigsten Aspekte, die Herr Ruskov erwähnt hat, zusammenzufassen und in einen Kontext einzuordnen.
Magnus: Naja, Bulgarien ist ja doch für einige Unternehmer interessant, ich glaube ein paar Sachen muss man beachten, wenn man jetzt mit dem Gedanken spielt, entweder selbst nach Bulgarien zu ziehen oder dort ein Unternehmen zu gründen. Was sind für Dich die Hauptsachen, die man nochmal ansprechen sollte?
Sebastian: Also das wichtigste, was ich nun doch nun wirklich sehr interessant fand ist das ganze Thema digitale Nomaden. Wir haben ja bei digitalen Nomaden die Situation, dass jemand, der jetzt tatsächlich nirgendwo wohnt auch eigentlich nirgendwo steuerpflichtig ist, außer er ist jetzt irgendwie Amerikaner. Es gibt ja im Deutschen das schöne alte Lied, was ja heute nicht mehr ganz politisch korrekt ist, vom Zigeunerleben, und schon da kommt ja drin vor, „wir müssen dem Kaiser kein Zins geben“: Da steht es ja schon drin geschrieben, und so ist es nun tatsächlich auch, was natürlich bedingt, dass man keinen Wohnsitz hat, dass man sich nicht aufhält, zu lange, usw.
Magnus: Auch wenn es dem Zigeunern passt, muss er nicht unbedingt in Bulgarien leben.
Sebastian: Genau, allerdings ist bei dem digitalen Nomadenstatus das Problem, dass es natürlich seitens Behörden, seitens von Banken ja nicht tatsächlich anerkannt wird. Wenn Du keinen Wohnsitz hast, keine Steuernummer nachweisen kannst, dann kannst Du natürlich heutzutage bei keiner Bank mehr ein Konto bekommen.
Magnus: Ja, Bankkonto ist so das zentrale Thema, um das es sich immer wieder dreht, in allen unseren Folgen.
Sebastian: Ja, natürlich, und das Thema Steuerbehörden. Möglicherweise muss man den gegenüber den deutschen Behörden nachweisen, dass man irgendwo Einkommensteuermäßig registriert ist, wenn man von Deutschland weggeht. Wenn man einfach so geht, wenn man sagt, ich bin Nomade, ich zieh dann einfach so um, dann kann es einem auch passieren, dass man mehr oder weniger als jemand interpretiert wird, der eine Weltreise macht. Wer eine Weltreise macht, der bleibt ja nach wie vor in Deutschland unbeschränkt steuerpflichtig. Wenn ich jetzt sage, ich gehe jetzt für ein Jahr auf Kreuzfahrt, dann bin ich ja deswegen nicht mehr in Deutschland nicht steuerpflichtig. Und deswegen ist es eben wichtig, dass man entsprechend nachweisen kann, erstens natürlich eine richtige Wohnung, nicht irgendwie nur so einen Briefkasten, eine steuerliche Registrierung, möglicherweise steuerliche Handelskammerbescheinigung, und das gleiche natürlich auch gegenüber Banken zeigen kann, Banken und Behörden. Ähm, deswegen haben die meisten digitalen Nomaden heute keine andere Alternative als zu sagen, sie suchen sich irgendwo ein Wohnsitzland aus, in dem sie sich dann registrieren, wo sie ihre einzige Wohnung weltweit haben, äh, wo sie dann ganz normal steuerlich erfasst sind, möglicherweise auch Steuern bezahlen auf ein kleines Gehalt oder auch auf ein geringes Einkommen und entsprechend diese Nachweise dann dafür vorweisen können gegenüber Banken und Behörden.
Magnus: So, das könnte Bulgarien sein.
Sebastian: Genau, es könnte Bulgarien natürlich wunderbar sein, wenn man es sich überlegt, Malta könnte es natürlich auch sein, aber wenn ich mir jetzt überlege, für digitale Nomaden liegt das Einkommen so, sagen wir mal, bei 100.000 €, ja, 100.000 € -150.000 €, wenn ich mich da natürlich als Selbständiger melde und keine Firma, keine Kapitalgesellschaft gründen muss, in Malta brauche ich ja zig Sachen. In Malta kann ich drei Gesellschaften gründen: Operative Gesellschaft, Holding Gesellschaft, Malta Ausländische Holding Gesellschaft, habe ich drei, drei Gesellschaften. Auch wenn 100.000 € -150.000 € natürlich ein sehr attraktives Einkommen sind, wenn ich dann erstmal hohe Ausgaben, Firmenkosten habe, dann kann ich auch gleich hier die Steuern bezahlen.
Magnus: Flat-Tax klingt ja sehr interessant, aber wie ist das mit den Ausgaben, kann ich die voll umfänglich geltend machen?
Sebastian: Also Herr Ruskov hatte ja gesagt, dass in Bulgarien 25% bei Freelancern pauschal als Unkosten geltend gemacht werden können, also 25% des Umsatzes und das ist natürlich sehr attraktiv, auch wenn dann detailliert keine weiteren Unkosten mehr geltend gemacht werden können also Betriebsausgaben, denn das bedeutet konkret, dass bei 100.000 € Umsatz ich letztlich 10% Steuern bezahlen muss auf 75.000 €.
Magnus: Genau.
Sebastian: Also das heißt, ich habe dann eine Gesamtbesteuerung von 7,5%
Magnus: Und für alle weiteren Einkünfte war es teilweise glaube ich dann noch höher, ich glaube 40%.
Sebastian: Genau, und wenn ich irgendwelche Einkünfte habe, also jetzt z.B. Tantiemen, Royalties, usw., dann sind es sogar 40%, die ich geltend machen kann, das heißt dann da konkret wäre dann konkret der Steuerabzug 6%. Und das sind natürlich sehr interessante Zahlen, aber das ganze hat einen anderen Vorteil, denn der London Status, den es ja in Großbritannien, Malta und Zypern gibt und auch übrigens in Spanien mit dem Beckhams-Law-Status, der nimmt ja letztlich Einkommen ganz aus von der Steuer, da heißt Exempt Stativ. Das bedeutet also, dass die Einkünfte komplett von der Steuer befreit sind. Dies führt aber zunehmend zu Problemen, ja, denn wenn ich nicht nachweisen kann, dass ich zumindest eine kleine Steuer bezahlt habe auf Einkünfte, könnte es mir passieren, dass dann bestimmte Fall-Weg Klausen von Doppelbesteuerungsabkommen geltend gemacht werden könnten, die dann dazu führen, dass im Ursprungsland Steuern zu bezahlen sind. Ich gebe Dir ein Beispiel …
Magnus: Genau, ich wollte gerade sagen, jetzt wird es schon wieder sehr technisch. Bei Steuern müssen schon sehr genau sein, aber ausgehend von unserem Digitalen Nomaden mit € 100.000 Einkommen.
Sebastian: Ich gebe Dir ein Beispiel, ich bin ein digitaler Nomade, ich habe einen Wohnsitz zum Beispiel in Malta, habe aber in Malta keine Gesellschaft, sondern bin dort als Freelancer angemeldet, stelle jetzt eine Rechnung nach Deutschland und stelle in Deutschland in Rechnung, was weiß ich was, € 15.000 für Programmierung und Softwareentwicklung und mal angenommen ich bin digitaler Nomade und ich sitze in Peru und haben diesen Code dort geschrieben, okay, innerhalb von 10 Tagen habe ich den geschrieben, in Peru, und ich schreibe jetzt eine Rechnung als Maltesischer Freelancer mit meiner maltesischen Adressen und Steuernummer usw. Aus maltesischer Sicht alles in Ordnung, denn ich habe ja diese Leistung nicht in Malta tatsächlich erbracht, sondern ich habe sie außerhalb von Malta erbracht, deshalb sind sie in Malta von der Steuer komplett ausgenommen, in Malta steuerfrei, ich stelle aber eine Rechnung an den deutschen Kunden und der deutsche Kunde bezahlt die auch. Streng genommen, und wenn jetzt irgendwann mal jemand danach fragt, dann sind diese Einkünfte in Deutschland zu versteuern, denn ich bezahle ja darauf in Malta keine Steuern auf dieses Honorar, das ich für die Softwareentwicklung erhalten habe.
Magnus: Das heißt, auch wenn ich mich in Deutschland quasi abgemeldet habe, ich sage, ich lebe jetzt in Malta, habe dort wenigstens eine Wohnung, kann es sein, dass das deutsche Finanzamt kommt und sagt: „Stop, hierfür musst Du jetzt Steuern in Deutschland bezahlen.“
Sebastian: Genau, weil ich keine in Malta bezahlt habe, weil die Maltesen, das maltesische Finanzamt sagt, Du brauchst keine Steuern bezahlen, ich will Deine Steuern nicht, Du hast die Dienstleistung nicht in Malta erbracht, sondern außerhalb von Malta, es gibt keinen Grund, warum Malta hier Steuern erhebt. Anders natürlich bei einer Maltesischen Gesellschaft, ganz klar, denn bei einer maltesischen Gesellschaft wird hier Steuer in jedem Fall in Malta fällig, auch wenn es nur 5% sind, wir reden jetzt hier konkret von Freelancern. In Bulgarien habe ich das Problem nicht, denn in Bulgarien werden ja die Einkünfte versteuert, wenn auch nur sehr gering, nämlich mit den 7,5%, damit erfülle ich also die Anforderungen des Doppelversteuerungsabkommens und solche Regressforderungen, wie die, wie wir geradeben besprochen haben, seitens des Finanzamtes, würden da nie zum Tragen kommen.
Magnus: Das heißt, wenn mir Sofia gefällt, und wie Herr Ruskov gesagt hat, die Anmeldung vielleicht ein wenig länger dauert als Selbständiger, ist das durchaus eine gute Variante.
Sebastian: Genau, also für digitale Nomaden finde ich das eine sehr interessante Variante. Natürlich, wie gesagt, in Malta ist dann die Kapitalgesellschaft natürlich sehr viel interessanter, Körperschaftsteuer nur 5%. Das heißt, wenn ich dann in einen Umsatz- und Gewinnbereich komme, wo die dann Differenz zwischen Bulgarien, sagen wir mal die 2,5% und Malta 5% so groß sind, dass mich die Firmengründung letztlich weniger kostet, oder aber ich auf Grund von Haftungsüberlegungen einen Haftungsmantel benötige, also eine Kapitalgesellschaft benötige, und nicht als Selbständiger arbeiten möchte, das ist ja nochmal ein anderer Grund, manchmal will ich ja nicht als Selbständiger arbeiten, denn dann bin ich ja voll haftbar, dann ist natürlich Malta der interessantere Standort. Aber wie gesagt, so jetzt für Selbständige klingt es doch sehr interessant mit Bulgarien. Das finde ich das entscheidende, wie gesagt bei der Kapitalgesellschaft in Bulgarien, okay, 10%, da haben wir aber dann aber relativ strenge Quellensteuerbestimmungen, d.h. da werden nochmal 5% fällig. Natürlich, wenn dort eine Kapitalgesellschaft als Holdinggesellschaft der bulgarischen Gesellschaft dahinter geschaltet ist, dann kommen die nicht zum Tragen, aber ansonsten sind 10% es ist nicht wahnsinnig, viel, das ist klar, aber muss man sehen, ob sich das dann lohnt, oder ob man das gleiche in Malta macht oder dann lieber nach Irland geht, das dieselbe Situation, nach außen hin optisch zumindest besser, das sind 12,5%, ist dann zu überlegen.
Magnus: Das heißt, wir können es irgendwie mit der Kernfrage zusammenfassen, was für eine Körperschaft ich möchte oder was für eine Rechtsform ich sein möchte, möchte ich eben eine juristische Gesellschaft vorne ran gehängt oder möchte ich selbständig oder Freiberufler sein.
Sebastian: Genau, also grundsätzlich finde ich, ist das gerade für Freiberufler und Selbständige sehr interessant. Und vor allen Dingen eben auch von der Tatsache, dann ist das auch versteuert, dann kann keiner mehr sagen, das ist ein unversteuertes Einkommen, ist versteuer, Steuer ist deklariert und ist letztlich dann unangreifbar im Rahmen von Doppelversteuerungsabkommen, usw.
Magnus: Dann konnte Herr Ruskov uns hier eine schöne Möglichkeit aufzeigen.
44:33 - Verabschiedung und Abspann
Magnus: Das war Perspektive Ausland – Der Podcast für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht. Bis zur nächsten Folge.
Ressourcen:
Sebastian Sauerborn: LinkedIn
Konstantin Ruskov:
Kanzlei Ruskov und Kollegen
München / Leipzig (Deutschland) und Sofia (Bulgarien)